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Starkregenereignisse Sturzfluten
Gebäudeschäden Überflutung
Rigole BIRCO unterstützt dezentrale Rückhaltung und Versickerung
19.09.2016 |

Risikomanagement für Entwässerungssysteme bei Starkregen. Neue Regeln der Technik

Im Gegensatz zu Hochwasserereignissen haben Überflutungen durch lokale Starkregen eine Dauer von wenigen Stunden und eine räumliche Ausdehnung von wenigen Kilometern. Erst seit 15 Jahren macht der DWD eine flächendeckende, hoch auflösende Radarbeobachtung mit der Möglichkeit, ...

gezielt für einzelne Landkreise Wetterwarnungen herausgeben zu können. Die Prognosen zeitlich und räumlich noch weiter zu präzisieren, dürfte allerdings schwierig sein [1].

Stadtumbau als Chance
Starkregenvorsorge ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Leider nutzen bisher nur wenige Kommunalverwaltungen die anstehende Transformation ihres Entwässerungssystems gleichzeitig als Chance zur Aufwertung bestehender Quartiere. Die Mehrfachnutzung öffentlicher Flächen bietet sich ebenso an wie die Instandsetzung des Straßennetzes, um den öffentlichen Raum an Überflutungsereignisse anzupassen. Bei privaten Grundstücken ist die Niederschlagsableitungsgebühr als Anreiz wirksam, jedoch möglicherweise in gefährdeten Gebieten nicht alleine ausreichend, die konsequente Umstellung auf dezentrale Regenwasserbewirtschaftung zu beschleunigen [2].

Merkblatt DWA-M 119 neu erschienen
„Risikomanagement in der kommunalen Überflutungsvorsorge für Entwässerungssysteme bei Starkregen“ ist der Titel eines Merkblatts aus dem DWA-Regelwerk, das im November 2016 erschienen ist. Auf 53 Seiten befasst es sich mit der Analyse der Überflutungsgefährdung und des Schadenspotenzials zur Bewertung der daraus resultierenden Überflutungsrisiken durch lokale Starkregen in Bezug auf kommunale Entwässerungssysteme. Das Merkblatt baut unmittelbar auf den Vorgaben und Empfehlungen der Norm DIN EN 752 „Entwässerungssysteme außerhalb von Gebäuden“ sowie des Arbeitsblattes DWA-A 118 „Hydraulische Bemessung und Nachweis von Entwässerungssystemen“ zur hydraulischen Leistungsfähigkeit dieser Systeme auf. Es enthält Erläuterungen, Empfehlungen und Hinweise zur methodisch fundierten Bearbeitung der Überflutungsproblematik mit Erarbeitung qualifizierter Planungsgrundlagen zur Entwicklung wirkungsvoller, wirtschaftlich vertretbarer notwendiger Schutzmaßnahmen.

Die Ausführungen gelten in erster Linie für öffentliche Entwässerungssysteme. Dies entspricht dem Anwendungsbereich des Arbeitsblattes DWA-A 118 und ist abweichend vom Gültigkeitsbereich der DIN EN 752. Im übertragenen Sinne sind die Informationen auch für Bewertungen der Überflutungsgefährdung größerer privater Flächeneinheiten (Gewerbe- und Industriebetriebe, Wohnanlagen etc.) nutzbar. Das Merkblatt richtet sich sowohl an planende Ingenieure, kommunale Entwässerungsbetriebe und fachlich zuständige Behörden als auch an die mit der Risikokommunikation befassten oder von ihr angesprochenen Gruppen. Vertrieb: www.dwa.de/shop

Regenwetterabflüsse in Siedlungsgebieten neu geregelt
In Zukunft gilt für Einleiten in Oberflächengewässer als Regelwerk DWA-A 102 (im September 2016 als Entwurf erschienen) bzw. BWK-A 3. Das neue Arbeitsblatt wird inhaltsgleich in beiden Verbänden DWA und BWK erscheinen und trägt den Titel „Grundsätze zur Bewirtschaftung und Behandlung von Regenwetterabflüssen zur Einleitung in Oberflächengewässer“. Es gliedert sich in den Teil A „Emissionsbezogene Bewertungen und Regelungen für Regenwetterabflüsse in Siedlungen“ (Bearbeitung durch DWA) und den Teil B „Immissionsbezogene Bewertungen und Regelungen für Regenwetterabflüsse in Oberflächengewässer“ (Bearbeitung durch BWK). Dabei wird beim Einleiten von Niederschlagswasser, noch spezifischer als nach den bisherigen technischen Regeln, die Belastbarkeit eines Gewässers berücksichtigt.

Grundlage ist die so genannte Wasserhaushaltsgleichung, nach der die Anteile von Verdunstung, Versickerung und Abfluss am jeweiligen Ort den Werten entsprechen sollen, die vor der Bebauung im natürlichen Zustand gegeben waren. „Ein wichtiges Ziel unserer technischen Regeln muss sein, die Veränderungen des lokalen Wasserhaushalts durch (zukünftige) Siedlungsaktivitäten in mengenmäßiger und stofflicher Hinsicht so gering zu halten, wie es technisch, ökologisch und wirtschaftlich vertretbar ist“, meint Prof. Dr.-Ing. Theo G. Schmitt von der Technischen Universität Kaiserslautern. Er ist Sprecher der für das Arbeitsblatt A 102 zuständigen DWA-Arbeitsgruppe ES-2.1 und stellvertretender Vorsitzender des DWA-Hauptausschusses „Entwässerungssysteme“. Vertrieb: www.dwa.de/shop

Dezentrale Entwässerungstechnik
In den Jahren 2011 bis 2014 ging in Deutschland der tägliche Zuwachs bebauter Flächen langsam zurück - eine gute Nachricht. Im 4-Jahres-Durchschnitt waren es 69 ha bzw. 0,69 km² [3]. Doch etwa die Hälfte dieser Siedlungs- und Verkehrsfläche ist versiegelt, so dass Tag für Tag immer noch mehr als 30 ha Fläche aus dem natürlichen Wasserkreislauf verschwinden. Dem kann mit den vorgenannten Maßnahmen des Stadtumbaus, der Dachbegrünung, Regenrückhaltung und Verdunstung wirkungsvoll begegnet werden.

Die Kanalisation ist in fast allen Städten veraltet und unterdimensioniert. Investitionen und Erweiterungen im bestehenden System sind sehr kostenintensiv und werden deshalb gerne vermieden. Die kostengünstigere Lösung ist die Beschränkung der zulässigen Einleitung in die überlasteten Kanalnetze – Hamburg hat damit in einzelnen Quartieren bereits begonnen. Fachplaner betrachten dies vor dem Hintergrund der heute möglichen technischen Gebäudeausrüstung (z. B. Retentionsdächer und adiabate Abluftkühlung mit gesammeltem Regenwasser) als lösbare Herausforderung.

Hinzu kommt, dass der Überflutungsnachweis nach DIN 1986-100 in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Die anfallende Wassermenge soll nachweislich auf dem eigenen Grundstück zurückgehalten werden, ohne dass es Schäden durch Überflutung gibt. Auch das gelingt mit den genannten dezentralen Methoden der Entwässerungstechnik, da der Regenwasserabfluss vom Gebäude auf das Grundstück verringert wird.

 

 

Quellen:

[1] Warnkriterien für Unwetterwarnungen des DWD.
http://www.wettergefahren.de/warnungen/unwetterwarnkriterien.html
Aufgerufen am 14.12.2016.

[2] Kruse, E.: Integriertes Regenwassermanagement für den wassersensiblen Umbau von Städten. Fachbuch mit 246 Seiten und zahlreichen farbigen Abbildungen. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart, 2015.

[3] Das Tempo des Flächenverbrauchs geht zurück. Umweltbundesamt, Pressemitteilung vom 01.07.2016. http://www.umweltbundesamt.de/daten/flaechennutzung/siedlungs-verkehrsflaeche

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